Bellevue tankt Sonnenenergie
Hotel ging mit eigener Photovoltaikanlage ans Netz
Der jährliche Strombedarf im Bellevue beläuft sich auf insgesamt 1.700.000 kWh. Die mit Abstand größten Energieverbraucher sind die Aufzüge, die Heißluftöfen in der Küche sowie die Klimaanlage. „Sie sehen, in einem Hotel unserer Größe ist der Bedarf nach energiesparenden Maßnahmen immens und schon seit Jahren fester Bestandteil im Tagesgeschäft“, so Sebastian Klink, General Manager des Bilderberg Bellevue Hotels. Er beauftragte das Dresdner Unternehmen Solarwatt mit dem Komplettpaket aus Visualisierung, Return-on Investment-Berechnung, Produktion & Installation der Solarpanels bis hin zur Einspeisung ins Netz. Ein vielschichtiger Prozess, der für Herr Klink mehr Begeisterung und Vorfreude als Skepsis hervorrief. „Für ihn stand von Anfang an die dringend notwendige Energieersparnis im Vordergrund und ganz nebenbei auch die Verschönerung des Flachdaches. Die Anlage ging im September 2023 live, mit vielversprechenden ersten Ergebnissen.
Hotel mit optimalen Bedingungen und perfekter Ausrichtung
Neben einem hohen Bedarf bringt das Hotel auch gleichzeitig beste Voraussetzungen mit. Jan Löper ist Head of Sales Commercial bei SOLARWATT und vertreibt seit mittlerweile 20 Jahren die Produkte des Solarunternehmens. Zuständig für Großprojekte, freute er sich ganz besonders über die Anfrage vom Bellevue: „Denn hier fanden wir das optimale Verhältnis von Verbrauch und Erzeugung vor. Der große, kontinuierliche Strombedarf kann perfekt bedient werden.“ Hotels gehen meist in die Höhe, das Bellevue allerdings in die Breite. Die immense Fläche von rund 2.000 qm auf dem Ost- und Westdach konnte mit knapp 1.000 Solarpanels ausgestattet werden. Zudem war die richtige Himmelsausrichtung dem Vorhaben sehr zuträglich. Die hierüber gewonnene Energie und Gesamtleistung von 401,76 Kilowattpeak wird zu fast 100 Prozent selbst eingespeist. Das entspricht 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs. „Rein vom ökonomischen Standpunkt aus betrachtet, hat es zur Folge, dass ein Teil der steigenden Energiekosten abgefedert werden kann. Das hat auch positive Auswirkungen auf Gäste und Kunden, die sich nicht mit einer 1:1 Kostenumlage auf die Zimmerrate oder Raumpauschale im Rahmen von Tagungen konfrontiert sehen“, ergänzt Hoteldirektor Klink. Die Tatsache, dass die Photovoltaik keine Emissionen verursacht und eine sehr gute Umweltbilanz hat, führt zu einer Minimierung des CO2 Ausstoßes pro Jahr um mehr als 182.000 kg.
Ein Ansprechpartner, aufeinander abgestimmte Prozesse
Zu den Hintergründen der Zusammenarbeit erklärt Sebastian Klink: „Wir arbeiten prinzipiell sehr gerne mit lokalen Partnern, weil die Wege kurz sind und eine solche Kooperation auch zur Wertschöpfung in unserer Region beiträgt.“ Den wegweisenden Impuls setzte allerdings die Firmenveranstaltung von Solarwatt in 2021, welche im Bellevue stattfand. „Im Laufe der Veranstaltung sind wir viel mit den Mitarbeitern in Kontakt gekommen und vereinbarten am letzten Tag der Veranstaltung das Erstgespräch inklusive der Begehung. In kürzester Zeit hatten wir das Angebot und alle nötigen Informationen zusammen, um das Projekt anschließend bei unseren Stakeholdern vorzustellen und in 2022 zu beauftragen. Im ersten Quartal 2023 folgte die Sanierung der bis dato 40 Jahre alten Dachdämmung, bevor ab März die Solarpanels verlegt und im September 2023 ans Netz gehen konnten. „Wir sind bisher sehr zufrieden“, fasst Sebastian Klink aus den bisherigen Wertenzusammen. „Seit Januar 2024 verdoppeln sich die Erträge von Monat zu Monat.“
Komplexes Projekt: Der Teufel steckt im Detail
„Natürlich geht ein solch großes Projekt nicht ohne Lerneffekte vorüber“, lässt Jan Löper Revue passieren. Ein denkmalgeschützter Hotelkomplex aus den 80er Jahren in der Größe auf die Installation von Solarpanels vorzubereiten, bedarf einiger Begutachtungen, Genehmigungen und Projektarbeiten seitens der Gewerke des Brandschutzes, der Statik, der Dachdecker und Elektriker. Ein Beispiel: Allein im Gebäude mussten insgesamt 3,5 km Kabel neu verlegt werden. „Der Teufel steckte wie immer im Detail, nicht nur einmal. Umso dankbarer waren wir für die genaue Objektkenntnis durch den ehemaligen Haustechnik-Leiter Ralf Schneider.“ Auch Herr Klink, der schon 10-jähriges Jubiläum im Bellevue feiert, hat durch dieses Projekt das Haus noch besser kennengelernt. Damit war auch nach Abschluss des Projektes noch nicht Schluss. Der General Manager pflegt derzeit aktiv den Kontakt zu einem örtlichen Ornithologen. Der Grund: „Von November bis Februar sind die Jungtiere von Raben besonders aktiv und leben ihren Spieltrieb aus. Sie sammelten Steine und ließen sie genau über den Solarzellen fallen. Knapp über 70 Zellen haben sie schon auf dem Gewissen. Wir haben bereits eine Lösung gefunden, um das Problem auch zukünftig zu vermeiden“, schmunzelt Klink, der mit Solar-Plänen in die Zukunft blickt, schließlich gibt es da noch eine große Parkfläche und weitere Flachdächer. Auch ein Stromspeicher ist nicht ausgeschlossen.