Ich stehe nicht nur am Herd
Bellevue-Küchenchef Malte Behrmann liebt Hotelleben mit allem, was dazugehört
Wer sich in seiner Karriere noch nicht geschnitten, verbrannt oder das Essen versaut hat, kann sich seiner Meinung nach nicht wirklich als Koch bezeichnen. Er kann es: Malte Behrmann ist seit zwölf Jahren im Bellevue Küchenchef und F&B Manager. Er musste erstmal von Norden nach Süden und zurück reisen, um in der „Mitte“ anzukommen. Was er mit seinem Job im Bellevue gefunden hat und warum das Wort „Job“ eigentlich maßlos untertrieben ist, lesen Sie hier.
Auf Deutschlandtour seit den 70er Jahren
Nach seiner Ausbildung in einem Fischrestaurant in Kiel und der anschließenden Grundausbildung bei der Marine auf Sylt ist er zunächst seinem Geburtsort Eckernförde treu geblieben und arbeitete ein Jahr lang in einem Landgasthof. „Den Job habe ich allerdings hingeschmissen, ich hatte Ambitionen, wegzugehen und das klassische Handwerk weiter zu erlernen“. Im Schwarzwald bei seiner ersten Anstellung in einem Hotel wurde er fündig und erlernte die baden-württembergische Küche: „Von der Schlachtung bis hin zur Herstellung von Terrinen und Pasteten haben wir alles selber gemacht“. Vom Hotelleben begeistert, zog es ihn danach zurück in den Norden ins Kempinski Atlantik Hotel Hamburg mit 380 Mitarbeitern. „Das war mein Aufstieg in die Porsche-Klasse, denn dieses Hotel gehörte zu dieser Zeit zu den zehn besten Hotels weltweit. Was ich aus dieser Zeit mitnehme, ist der nächste große Meilenstein meiner Karriere: die Weiterbildung zum Meister.“ Hierfür wechselte er intern in die Bankett Küche, bildete nach seinem Meister die Lehrlinge aus und verantwortete Veranstaltungen wie Empfänge und Bälle mit bis zu 2.000 Gästen. „Wenn Sie 20.000 Canapés vorbereitet haben, wissen Sie, was Großveranstaltungen sind. Da knallt es richtig.“. Von da an führten ihn seine Wege nur noch in die Hotellerie, darunter das Arabella Hotel am Büsingpalais, heute ein Sheraton Hotel, und das Kurhaus Binz Rügen. „Die Arbeit zuletzt auf Rügen hat mich glücklich gemacht, nicht umsonst bin ich dort 11,5 Jahre geblieben“, erinnert sich Behrmann – bis ihn ein privater Besuch im Dezember 2011 nach Dresden führte.
Neue Heimat und Gesänge am ersten Arbeitstag
„Ich habe mich sofort in diese Stadt verliebt“, weiß der 61-Jährige noch ganz genau und erinnert sich besonders an den Besuch auf dem Striezelmarkt und in der Altmarkt-Galerie. „Zurück auf Rügen las ich in einem Hotelmagazin von einer Stellenausschreibung als Küchenchef & F&B Manager im Bellevue. Dresden! Ich bewarb mich und war einen Monat nach meinem Besuch im Dezember schon wieder hier inklusive Übernachtung im Bellevue.“ Die Vertragsunterschrift folgte auf dem Fuße. Dass er bei der Vorstellungsrunde am ersten Arbeitstag sogar mit Gesängen begrüßt wurde, darf nicht mit einem vorzeitigen Lobgesang verwechselt werden: „Zufälligerweise fiel der erste Arbeitstag auf meinen Geburtstag.“ Bis heute ist Behrmann dem Bellevue treu geblieben, sieht in dem Haus und Dresden seine Heimat.
Gefühlt überall und alles gleichzeitig
„Mir fällt es schwer, nur am Herd zu stehen“, sagt Behrmann. „Ich liebe das Hotelleben mit allem, was dazugehört. Mit Gästen ins Gespräch zu kommen und für das Hotel zu begeistern, machen mir Spaß.“ Aus der Küche raus und zu den Gästen: Nach Meinung von Herrn Behrmann eine eher seltene Eigenschaft unter Köchen, für ihn in seiner zweiten Rolle als F&B Manager jedoch unbedingt notwendig. Essens- und Getränkebestellungen, Blumen, GEMA, Musik, Entertainment und alle anderen Aspekte, die mit der Organisation einer Großveranstaltung zu tun haben, gehen über seinen Tisch. „Ich liebe diese Vielseitigkeit und den Kontakt mit unseren Partnern und Lieferanten.“ Dass das Bellevue seine bislang längste Station ist, führt er unter anderem auf Hoteldirektor Sebastian Klink zurück: „Unter seiner Leitung in den letzten Jahren ist so viel passiert wie noch nie. Ich bin dankbar, dass ich den Wandel des Bellevue miterleben durfte und wünsche mir, dass es genauso weiter geht. So etwas wie das Bellevue und vor allem so eine schöne Stadt wie Dresden muss man erstmal finden, womit sich für mich die Frage nach meiner Zukunft erstmal geklärt hat.“