Hier steckt viel Geschichte drin

Das Bellevue Hotel und dessen Anfänge

 

Das Bellevue Hotel wurde 1985 eröffnet. „Wer denkt, dass wir mit diesem Jahr schon am Anfang der Geschichte sind, der irrt“, so General Manager Sebastian Klink. Hätten Sie gedacht, dass ein Teil des Gebäudes schon zu Lebzeiten von August dem Starken existierte und für ganz andere Zwecke genutzt wurde? Lesen Sie hier von der spannenden Geschichte des Hauses, den berühmten Architekten, die ihre Finger im Spiel hatten, von Bürgerprotesten, die sich Sprengungen in den Weg stellten und einem berühmten Popsänger in der Präsidentensuite.

 

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Das Richtfest wurde am 9. März 1984 mit den Fahnen der DDR und Japans gefeiert. Mit dabei: die umsetzende Baufirma Kajima Corporation Tokyo

 

Frauenkirche- und Zwinger-Architekten wirkten mit

Der im Barockstil entworfene gelbe Gebäudeteil wurde 1724 erbaut. Die Pläne entwarf George Bähr, der legendäre Baumeister, der auch die Dresdner Frauenkirche zu seinen Werken zählen darf. In den folgenden Jahren wurde das Gebäude als Wohn-, Brau- und Malzhaus genutzt, bis es 1733 vom Sächsischen Hof erworben und von Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann zu einem Ministerial- und Regierungssitz umgebaut wurde. Hierfür vollendete er den Bau zu einer geschlossenen Doppelhofanlage, die heute einzig erhaltene in Dresden. Architektonisch handelt es sich um eine kompositorische Vereinigung von ursprünglich zwei getrennten Häusern, einem bürgerlichen Stadthaus und einem kleinen Landpalais. Fortan trug das gelbe Gebäude den Spitznamen „Die Regierung“ und beherbergte bis 1904 das Justizministerium, danach unter anderem die Landesregierung und die Landesdirektion. Das kursächsische Wappen über dem Portal erinnert daran. Zur Einordnung: Pöppelmann stand damals im Dienst von Kurfürst August dem Starken und ist gleichfalls der Architekt des Dresdner Zwingers. Als eines der wenigen Gebäude der historischen Dresdner Altstadt überstand es die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges 1945 schadlos. Danach bot das Gebäude verschiedenen Einrichtungen der Wirtschaft und Verwaltung Obdach. 1950 sollte das „Gebäude Nr. 15“ abgerissen werden. Nachdem Bürgerproteste dies verhinderten, wurde es bis zu Beginn der 1980er Jahre in unterschiedlichen Funktionen genutzt. Unter anderem saß hier die Eisenwarenhandlung „Heckers Sohn“. Trotz intensiver Nutzung verfiel das Bauwerk immer mehr und sollte schließlich 1981 ein weiteres Mal – diesmal zugunsten eines komplett neuen Hotelkomplexes abgerissen werden. Denkmalpfleger, Architekten und aufgebrachte Bürger konnte dies im letzten Moment verhindern.

 

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Aufnahme von der Doppelhofanlage im Wandel der Zeit. Sie wird heute als Innenhof für das Pöppelmanns Bar & Dine genutzt.(© Thomas Haberland, J. Mehlhorn, S. Rauchfuß)

 

Kompromiss führte zur heutigen Hotelgestalt

Im Sinne des DDR-Vorhabens, kriegszerstörte Baudenkmäler wiederaufzubauen, war es nun das Ziel, die barocke Bausubstanz als Mittelbau in eine neu zu entwerfende Hotelkonstruktion zu integrieren. Der japanische Architekt Takeshi Inoue entwarf die Baupläne, der den barocken Mittelbau um zwei große Flügel und eine umfangreiche Gartenanlage ergänzt. Letztere mit seinen Skulpturen, Brunnen und Kirschbäumen galt als schönste Landschaftsanlage der DDR. Mit der Schaffung eines großzügigen Wellness- und Kongressbereichs erreichte das neu gestaltete Hotel schnell internationale Standards.

Eröffnung zeitgleich mit einer weiteren Dresdner Sehenswürdigkeit

Die Eröffnung des Bellevue Hotels 1985 wurde parallel mit der Wiedereröffnung der Semperoper gefeiert. Als Teil der Interhotel-Gruppe war das Hotel hauptsächlich auf wohlhabende Gäste aus dem westlichen Ausland ausgerichtet. DDR-Bürgern war eine Übernachtung für gewöhnlich nicht möglich, da im Hotel nur mit westlicher Währung gebucht werden konnte. „Der ein oder andere Dresdner war bis heute noch nicht im Bellevue, eine Tatsache, die wir unbedingt ändern möchten“, ergänzt Hoteldirektor Klink, der jederzeit für Hausführungen zur Verfügung steht.

Inhaber- und Markenwechsel

Auch nach der deutschen Wiedervereinigung blieb das Bellevue Teil der Interhotel-Kette und machte zum Ende des Jahres 1989 von sich reden – als Aufenthaltsort hochrangiger deutscher Politiker wie Bundeskanzler Helmut Kohl und DDR-Ministerpräsident Hans Modrow. Infolge mehrerer Inhaberwechsel nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Hotel im Jahr 2000 in den bis 2020 geltenden Namen The Westin Bellevue Dresden umbenannt, bevor es 2020 Teil der Bilderberg-Kollektion wurde und im Jahr 2019 und 2020 renoviert wurde.

 

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Nach 20 Jahren heiß ersehnt: die groß angelegte Renovierung im Jahr 2019 und 2020. Die letzte lag rund 20 Jahre zurück. (© Thomas Haberland)

 

Wenn die einmalige Lage zum Verhängnis wird

Zu den schweren Momenten gehört die Jahrhundertflut von 2002. Sie beschädigte das Haus sowie seine Anlagen schwer. In der Folge wurden Flutschutzwände in das Gelände integriert, die das Gebäude beim Hochwasser 2013 vor Schäden bewahren konnte. Innerhalb der Renovierungsphase nach dem ersten Hochwasser 2002 wurden 14 Luxussuiten durch den Berliner Architekten Tassilo Bost gestaltet, die 2004 den „Best Guestroom Design Award“ erhielten. Darunter befindet sich mit der Präsidenten Suite das unbestrittene Aushängeschild des Hotels, das für die allerhöchsten Ansprüche von Prominenten und Politikern eingerichtet wurde. Im Jahr 2006 verbrachte Robbie Williams hier vier Nächte während seines Konzertaufenthaltes in Dresden.

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Der hohe Pegelstand von 9,42 Metern wurde besonders den Konferenzräumen, Terrassen und dem Restaurant Canaletto zum Verhängnis. Das Hotel wurde vorerst geschlossen und öffnete im Frühjahr 2003. Renovierungs- und Umgestaltungsarbeiten dauerten bis Ende 2004 an.(#3 – #5 © Archiv Bilderberg Bellevue Hotel (Ingrid Hanusch))

 

„Das Bellevue hat sich in den letzten Jahren einer beeindruckenden Transformation unterzogen und dem Wandel der Zeit standgehalten. Wenn ich mir die historischen Bilder so anschaue, bekomme ich Gänsehaut und bin stolz, dass das Hotel damals wie heute als Aushängeschild der Dresdner Hotellerie und prägendes Element des Stadtbildes gesehen wird. Ich bin gespannt, wohin die Reise noch geht.“
Sebastian Klink, Hoteldirektor

 

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